Erste Hilfe, Sicherheit

Notruf im Wald: Hilfe holen 2.0 per Smartphone App

Trotz aller Vorsicht, der richtigen Schutzkleidung und jahrelanger Erfahrung passiert es doch jedes Jahr tausendfach: Unfälle mit Axt, Kettensäge, Holz unter Spannung und Stürze. Dabei müssen nicht nur die Waldarbeiter betroffen sein, auch Spaziergänger und Jäger können im Wald beispielsweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden.

Das Wichtigste: Hilfe holen

Kleinere Blessuren und Verletzungen erfordern in der Regel keinen Rettungseinsatz im Wald. So lange der Betroffene bei Bewusstsein und kreislaufstabil ist (also nicht blass/bleich wird und zusammensackt), reicht meist ein kleiner Verband und der spätere Besuch beim Hausarzt. Wenn der Verletzte aber aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Wald kommt und gerettet werden muss, wird die Rettungskette in Gang gesetzt.

Beim Notruf per Handy über die Notrufnummer 112, die europaweit gilt und bei der die nächstgelegene Rettungsleitstelle angerufen wird, werden die Weichen für eine schnelle Rettung gestellt. Dabei muss der Leitstellendisponent die Antworten auf die W-Fragen wissen, also wo sich der Notfall ereignet hat, was genau passiert ist und wie viele Betroffene mit welchen Verletzungen oder Erkrankungen zu versorgen sind. Ganz wichtig: Warten Sie auf Rückfragen! Der Leitstellendisponent beendet das Gespräch.

Genaue Ortsangabe: Rettungspunkte Forst

Gleich der erste Punkt der bekannten 5 W-Fragen, also die Frage nach dem Notfallort, bereitet außerhalb von Ortschaften und insbesondere im Wald einige Probleme. Denn während eines laufenden Notfall eine Wegbeschreibung zum Unfallort im Wald durchzugeben, ist zeitaufwändig und fehleranfällig. Deshalb wurde bereits 1990 in Bayern ein System von Rettungspunkten eingeführt, das zunächst nur von Forstbetrieben genutzt wurde. 2013 hat das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) einen Workshop zu diesem Thema veranstaltet und in der Folge wurden bis heute rund 53.000 Rettungspunkte aus zwölf Bundesländern in eine zentrale Datenbank aufgenommen (es fehlen noch die Daten aus Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bremen und Berlin). Mittlerweile sind diese Punkte für jedermann über verschiedenste Möglichkeiten zugänglich. Genaueres dazu mit Infos zur Nutzung gibt es beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF)

Smartphone App "Hilfe im Wald"

Professionelle Waldarbeiter informieren sich an jedem neuen Arbeitsort, welche Rettungspunkte in der Nähe sind, damit beim Notfall wertvolle Zeit gespart wird. Sehr interessant ist die Möglichkeit, mit der Smartphone-App „Hilfe im Wald“ direkt beim Notfall die nächstgelegenen Rettungspunkte auf einer Karte angezeigt zu bekommen. Per Kompass hilft die App dann dabei, die Richtung zum Rettungspunkt zu finden. Die App gibt es hier:

Die App funktioniert nur mit einer bestehenden Internetverbindung des Smartphones, um Karte und Rettungspunkte herunterzuladen. Allerdings können bereits vor dem Arbeitseinsatz die Daten der Umgebung des Einsatzgebietes heruntergeladen werden und stehen dann auch offline zur Verfügung.

GPS Koordinaten übermitteln

Ist kein Rettungspunkt in der Nähe oder die Internetverbindung des Smartphones schlecht, können beim Notruf auch die GPS Koordinaten des Smartphones genannt werden. Allerdings ist diese mündliche Übermittlung fehleranfällig und soll hier nur als letzte Möglichkeit erwähnt werden. Besser funktioniert es mit einer weiteren App: Echo112.

Echo112 kann entweder über die Internetverbindung des Smartphones die Position übermitteln, sendet aber auch bei fehlender Bandbreite per SMS automatisch die benötigten Koordinaten. Beim Notruf erwähnen Sie, dass Sie über Echo112 anrufen (die App ist in den Rettungsleitstellen bekannt), und der Disponent findet den Unfallort dann auf https://echo112.com. Wenn Sie Ihr Smartphone zum telefonieren nutzen können, kommt die SMS auch an, es genügt ein GSM Netz.  

Mit diesen Apps steht der sicheren Arbeit im Wald nichts mehr im Weg. Der Herbst kommt - suchen Sie sich jetzt Ihren Polter aus und füllen Ihren Brennholzvorrat wieder auf!


Grafik vom DRK Konstanz, Bilder von unsplash, Screenshots der Apps "Hilfe im Wald" und "Echo112"

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