Heizen, Sicherheit, Werkzeug

Äxte und Beile bei der Waldarbeit

Äxte: Jahrtausendelange Evolution

Kaum ein Werkzeug ist so alt und so vielseitig wie die Axt oder das Beil. Vom Grundprinzip her unverändert wird das Beil seit der Steinzeit verwendet: Ein Kopf mit einer Schneide wird an einem Stiel befestigt. Das waren zunächst entsprechend geformte Feuersteine an Stöcken, mit denen gejagt, Nahrung zerteilt, sich verteidigt und auch der eigene Rang gezeigt wurde. Beile wurden bereits früh verziert und aus besonderem Gestein wie Jade hergestellt und waren ein hoch geschätztes Schmuckstück des stolzen Trägers. Erfolgte die Befestigung später durch ein Schaftloch mit dem Stiel, nennen Archäologen dieses Werkzeug Axt, unabhängig von der Verwendung, des Materials (Stein, Bronze, Eisen) oder der Handhabung (ein- oder zweihändig). Nach dieser Definition gäbe es heutzutage eigentlich nur Äxte. Gängig ist aber mittlerweile die Unterscheidung nach der Stiellänge. Beile sind mit einem kurzen Stiel ausgestattet und werden eher einhändig für Entastungs- und kleinere Spaltarbeiten genutzt, wohingegen Äxte durch den längeren Stiel für schwerere (Spalt-)Arbeiten gebraucht werden.

Kein Forst ohne Axt

Trotz der Nutzung von Kettensägen kommt auch heute kaum jemand im Wald- und Forstbereich ohne Äxte und Beile aus. Von der Spaltaxt bis zum Entastungsbeil finden sie sich in jedem Forstbetrieb. Neben der Schaftlänge ist die Kopfform unterschiedlich: Keilförmige Köpfe eignen sich besonders gut für schwerere Spaltarbeiten. Zum Entasten und Fällen eignen sich Äxte mit einer dünnen Wange besser. Universaläxte- und -beile sind sowohl für leichtere Fäll- und Entastungs- sowie für Spaltarbeiten geeignet.

Esche, Hickory oder doch GFK?

Ein Axtstiel musste bereits in der Steinzeit einiges aushalten, und so wurden neben verschiedenen Hölzern auch Horn, Geweih, Knochen und sogar Elfenbein benutzt. Das Holz musste fest und zugleich elastisch sein, ohne Neigung zu splittern und nicht zu schwer, deshalb waren unter anderem Ulme, Eibe und Esche beliebt. Der moderne Axtträger aber schwört heute auf das Holz des nordamerikanischen Hickory-Baumes aus der Familie der Walnussgewächse. Es erfüllt diese Eigenschaften mit Abstand am besten, während ein Eschenstiel in der DIN als Mindestqualität vorgeschrieben ist. Am Stiel sollten Sie sich die Maserung ansehen: Die Holzfasern sollten in Längsrichtung, also parallel zur Schneide, verlaufen und keine Astlöcher besitzen. Ist der Verlauf diagonal, mindert das bereits die Widerstandskraft des Stieles. Eine Maserung, die quer zur Schneide verläuft, sollten Sie meiden. Außerdem gilt: Je dichter die Maserung verläuft, desto besser ist es für das Werkzeug und seine Haltbarkeit – so könnte ihnen auch ein der Steinzeit entstiegenes Mammut nichts anhaben 😊 Neben Holzstielen gibt es auch Stiele aus Verbundwerkstoffen wie beispielsweise GFK, die ebenfalls sehr gute Eigenschaften besitzen und auch bei schlechten Lagerungsbedingungen nicht „vermodern“.

Handgeschmiedet oder Industrieware?

Wer heute eine Axt benötigt, muss sie glücklicherweise nicht mehr selbst abends am Lagerfeuer aus Naturmaterialien zusammenbinden. Mit der Eisenverhüttung und späteren Stahlproduktion kam der optimale Rohstoff für den Axtkopf auf. Über Jahrhunderte wurde die Schmiedekunst immer weiter verfeinert und verbessert, so dass handgeschmiedete Äxte auch heute jedem Waldarbeiter einen anerkennenden Blick entlocken. Industriell gefertigte Äxte können auch sehr hochwertig sein und haben natürlich genauso ihre Berechtigung. Mit einem balligen Anschliff behält die Schneide ihre Schärfe über längere Standzeiten und muss somit seltener nachgeschärft werden, was auch die gesamte Lebensdauer der Axt verlängert. So haben Sie optimalerweise ein Arbeitsleben lang Freude an der Axt! Wichtig ist, die für Sie passende Größe, also Stiellänge und Axtkopfgewicht, auszuwählen. Dazu hat der finnische Hersteller Fiskars ein lehrreiches Video erstellt.

Die Axt will arbeiten

Egal, welche Axt Sie zu Hause haben: Liegt sie nur im Keller oder in der Garage, wird sie rostig und stumpf :-) Suchen Sie sich jetzt einen Polter aus, holen Sie das Brennholz nach Hause und benutzen Sie Ihre Axt - Der nächste Winter kommt bestimmt!


Fotos von Marc Schulte, Steven Kamenar, Gustavo Sousa, Ninh Ghis und Jason Abdiila auf Unsplash

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