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Bucheckern satt: Wird 2020 ein Mastjahr bei Buchen?

Als Mastjahre bezeichnet man Jahre, in denen Bäume eine besonders große Samenproduktion aufweisen. Dies lehnt sich an die früher übliche Schweinemast unter Eichen an. Bei einer Vollmast ist das Gros der Bäume voll mit Früchten bzw. Samen behangen. Bei einer Halbmast tragen nur Bäume an Stellen mit viel Licht viele Früchte, und bei einer Sprengmast nur vereinzelte Bäume. Von einer Fehlmast spricht man, wenn kaum ein Baum Früchte trägt.

Vollmastjahr 2016

2016 war für die Buche ein klares Vollmast-Jahr. Viele Förster haben im Sommer 2016 Anrufe von besorgten Waldbesuchern bekommen: Was denn mit den Buchen los sei, diese seien ganz braun verfärbt. Es handelte sich aber weder um vertrocknetes Laub noch Spätfrostschäden, sondern um eine große Menge an Bucheckern in den Baumkronen. Schon im Frühling hätten mancherorts nach einem Kälteeinbruch Buchenblüten den Boden wie ein Teppich bedeckt.


Wie oft gibt es Mastjahre?

Mastjahre treten mit einer artspezifischen, aber nicht strengen Regelmäßigkeit auf, was vermutlich genetisch begründet ist und vom Wetter beeinflusst wird. Die Buchenmast findet dabei etwa alle drei bis sechs Jahre statt, die von Trauben- und Stieleiche sogar alle zwei bis drei Jahre. Tannen werden etwa alle fünf Jahre bei der Mast beobachtet. Die geographische Lage beeinflusst den Rhythmus ebenfalls. Für bestimmte Arten lassen sich Mast-Großregionen abgrenzen. Zum Beispiel gab es im 20. Jahrhundert mindestens zehnmal eine ausgeprägte Buchenmast, die über ganz Deutschland sowie den direkt angrenzenden Ländern beobachtet wurde. Noch weiter nördlich hingegen sind Buchen-Mastjahre selten, vermutlich weil Großwetterereignisse wie Hitze- und Dürrewellen bisher fehlten. Durch vermehrte Dürreereignisse zeigen sich Hinweise auf eine Verkürzung der Zyklen, so dass Mastjahre vermutlich häufiger stattfinden werden. 


Wie genau wird eine Mast ausgelöst?

Das Energiebudget der Bäume und Umwelteinflüsse bestimmen laut Wissenschaftlern Mastereignisse. In Jahren mit wenig Blüten sind zu wenig Pollen in der Luft, um viele Früchte hervorzubringen. Die Bäume sparen also Energie, die sie in der nächsten Saison in die Produktion von Blüten und Samen stecken können. Nach der Mast folgt die Rast: die Bäume sind ausgelaugt und machen Pause. Das Energiebudget der Bäume selbst ist auch wesentlich vom Wetter und Klima abhängig, es ist damit wohl der wichtigste Taktgeber für die Synchronisierung. Das klimatische Muster für die Buchenmast in Mitteleuropa ist ein kühler Frühsommer in einem beliebigen Jahr, gefolgt von einem warmen Frühsommer im darauffolgenden Jahr. Im dritten Jahr steht dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mastjahr an. Insbesondere der Einfluss der Nordatlantik-Oszillation, ein zyklisch wiederkehrendes Klimaphänomen, das für Verschiebungen im Druckverhältnis zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden sorgt und damit für wärmere oder kältere Jahreszeiten sorgt, dürfte sich hier auswirken, wie Untersuchungen an der Universität Neapel nahelegen. 


Nun waren sowohl 2018 als auch 2019 Jahre mit sehr warmen Sommern, allerdings lag im Juni 2018 die Durchschnittstemperatur in Deutschland bei nur 13,8°C, 2019 waren es dann ganze 19,8°C (es war der wärmste Juni seit Messbeginn 1881!). Damit stehen die Chancen für ein Mastjahr für 2020 gut. 


Wie können Bucheckern genutzt werden?

Bucheckern reicherten früher in Notzeiten auch den Speiseplan der Menschen an. Die gerösteten Samen wurden zu Mehl gemahlen oder als Kaffeeersatz verwendet. Geröstet passt die Buchecker gut zu herbstlichen Salaten oder als Ersatz für andere Nüsse. Sie sollten wegen des Gehalts an Fagin und Blausäure, der sich beim Erhitzen abbaut, aber nicht roh gegessen werden! Aufgrund des vergleichsweise hohen Gehaltes an Mineralstoffen, B-Vitaminen und Biotin sowie mehrfach ungesättigter Fettsäuren werden Bucheckern gerne auch „lokales Superfood“ genannt. Probieren Sie es einfach aus!


Bilder von unsplash und pixabay.

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