Forstwirtschaft, Wertholz

Wann macht eine Wertastung Sinn?

Äste haben große negative Auswirkungen auf die Qualität des Holzes. Hochwertiges Holz sollte deshalb möglichst keine Äste enthalten. Die Wertastung ist ein wichtiges Mittel, um solches Holz zu erzeugen. Dabei werden die Äste von Hand von den Bäumen entfernt, und zwar vom Boden bis zu einer gewissen Höhe. Das ist eine Arbeit, die zwar Kosten verursacht, sich durchaus aber lohnen kann, wenn das Holz dadurch deutlich an Wert gewinnt.

In welchen Wäldern ist die Wertastung sinnvoll?

Nicht in jedem Wald macht es Sinn, die Bäume zu asten. So gehören die meisten unserer Laubbäume zu den sogenannten Totastverlierern. Das heißt, dass die Äste am Stamm durch die Konkurrenz zwischen Nachbarbäumen laufend von unten her absterben und abfallen. Bei Totastverlierern verzichtet man in der Regel auf eine Astung.


Die heimischen Nadelbäume und Kirschen hingegen gehören zu den sogenannten Totasterhaltern. Hier sterben die Äste zwar ebenfalls von unten her ab, bleiben aber noch lange am Baum. Wenn Sie mit einer dieser Baumarten Wertholz erzeugen möchten, werden Sie um eine Astung kaum herumkommen.


Außerdem wird eine Wertastung in erster Linie für relativ schnell wachsende Baumarten und Lagen empfohlen. Wachsen Ihre Bäume dagegen standortbedingt und baumartabhängig eher langsam, ist eine Astung nicht zu empfehlen: Es würde zu lange dauern, bis die Bäume den nötigen Zuwachs erreicht haben und sich somit die Arbeit bezahlt macht. Außerdem besteht über diesen langen Zeitraum das Risiko, dass die geasteten Bäume durch Kalamitäten wie Stürme, Insekten oder Waldbrände beschädigt werden. Damit wäre die Astung im äußersten Fall ohne Erfolg gewesen.


Wann sollte die Wertastung erfolgen?

Totäste können prinzipiell zu jeder Jahreszeit entfernt werden. Bei der Grünästung, also der Entfernung von Ästen, die noch grünes Laub oder lebendige Nadeln tragen, ist größere Vorsicht geboten. Ein falscher Astungszeitpunkt kann zu Pilzinfektionen führen. Grundsätzlich wird der Zeitraum zwischen Ende des Winters und dem beginnenden Laubaustrieb empfohlen, damit der Baum auf die offene Stelle mit Überwallung reagieren kann.


Für die Douglasie werden aber Astungszeiträume zwischen Juni und August empfohlen. Wird die Douglasie im Winterhalbjahr geastet, besteht die Gefahr einer Infektion mit der sogenannten “Rindenschildkrankheit”.


Auch das Alter der Bäume ist für eine sinnvolle Wertastung wichtig. Dabei gilt, dass die Bäume zum Zeitpunkt der Astung weniger als ein Drittel des Durchmessers aufweisen sollten, den die Bäume zum Zeitpunkt der Nutzung erreichen können. Sollen die Bäume also mit einem Durchmesser von 60 cm verkauft werden, sollten sie zum Zeitpunkt der Wertastung weniger als 20 cm dick sein. Als Faustformel für den idealen Astungszeitpunkt wird häufig die “Maßkrugstärke” erwähnt, also der Zeitpunkt, an dem die Bäume in etwa den Durchmesser eines Maßkruges erreichen.


Wie wird geastet?

Bei der Wertastung sollten die Äste möglichst nah am Stamm entfernt werden, ohne dabei den Astring zu Beschädigen. Der Astring ist eine Wulst am Übergang zwischen Ast und Stamm. Er unterstützt die schnelle Überwallung, also das Überwachsen der Astwunde. Wird der Astring verletzt, entsteht eine unnötig große Wunde, die Pilzinfektionen begünstigt und nur langsam verheilt. Außerdem sollte besonders bei der Grünastung darauf geachtet werden, dass nur Äste bis zu einem Durchmesser von drei Zentimetern entfernt werden. Werden dickere Grünäste entfernt, besteht gleichfalls ein höheres Risiko für Pilzinfektionen und Fäule.


Die Astung wird mit Scheren und Astsägen durchgeführt, die auch beim Obstbaumschnitt verwendet werden. Sogenannte Ambossscheren eignen sich weniger für die Wertastung, da sie meist unnötige Rindenquetschungen verursachen. Für eine Astung in Höhen über 2,50 Meter werden Teleskopsägen oder Leitern verwendet. Meist wird bis in eine Höhe von 5-6 Metern geastet, seltener wird in einem zweiten Astungsdurchgang bis auf 10-12 Meter geastet. Eine solche Hochastung wird fast ausschließlich bei der Douglasie durchgeführt, weil sie sehr hoch wächst und auch in großen Höhen noch einen Durchmesser erreicht, der eine Wertastung lohnenswert macht.


Um den Baum nicht in seinem Wachstum zu schwächen, sollte eine Grünastung die Hälfte der Baumhöhe nicht überschreiten. Wichtig ist hierbei der Erhalt einer ausreichend großen Krone.

Wenn die Bäume schon bei geringerer Höhe Äste mit drei Zentimetern Durchmesser erreichen, ist es sinnvoll, die Astung in zwei Schritten durchzuführen, um größere Verletzungen durch dickere Äste zu vermeiden. So kann in einem ersten Schritt bei etwa 5-6 Metern Baumhöhe bis auf “Reichhöhe” geastet werden, also so hoch, wie man aufrecht stehend noch ohne Leitern oder Teleskopsäge arbeiten kann. Dies entspricht etwa 2 – 2,50 Metern. Sobald die Bäume dann eine Höhe von 10 – 12 Metern erreicht haben, können sie bis auf 56 Meter geastet werden. Besonders bei weit stehenden Kirschen und Nussbäumen kann dieses eher aufwendige Vorgehen sinnvoll sein, da ihr Holz besonders wertvoll ist.


Nach der Astung

Jede Wertastung sollte sorgfältig dokumentiert werden. Das hilft bei den Preisverhandlungen mit dem späteren Käufer. Denn für den Arbeitsaufwand der Wertastung und die bessere Qualität des Holzes soll ja auch ein höherer Preis erzielt werden. Da eine Wertastung viel Arbeit bedeutet, sollten die geasteten Bäume in ihrem weiteren Wachstum konsequent gefördert werden.


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